BCKategorie 18.04.2016 09:09:36 Uhr

Standort 7 - Das "erzbischöfliche" Schloss (oder die Burg) und Die Ausgrabungen am Akener Burgtor 2012

Das "erzbischöfliche" Schloss (oder die Burg)

Das denkmalgeschützte, sogenannte "erzbischöfliche Schloss", auf dem Gelände der ehemaligen, 1485 abgebrannten Akener Burg, befand sich wechselnd in herzoglichem und erzbischöflichem Besitz. Es wurde nach dem Brand von 1485 von Erzbischof Ernst von Magdeburg wiederaufgebaut und seit 1683 als Königliches Domänenamt und Gericht genutzt. 1847 erwarb die Stadt Aken (Elbe) die Domäne mit allen Äckern und Wiesen. Die Domänengebäude wurden verkauft und in eine Zuckerfabrik umgebaut. Nach deren Eingehen erwarb die Stadt das Gelände zurück und es entstanden Hausparzellen. Das alte Schloss wurde 1892 zur Schule um- und ausgebaut. Zwischen 1912-14 wurde nördlich ein großzügiger, zwei- bis dreigeschossiger Putzbau in strengen Formen der Reformarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts als Erweiterungsbau errichtet. Heute dient das alte Gemäuer - schmuck renoviert - als Sekundarschule.  Der Kernbau präsentiert sich als stattlich langgestreckter, zweigeschossiger Putzbau mit auffällig steilem Satteldach. Stadtseitig weist er eine Fassadengliederung im Stil der Frührenaissance mit gekuppelten Fenstern, profilierten Gewänden und profiliertem Rundbogenportal (ehemals Sitznischen) in Formen der 1. Hälfte 16. Jahrhunderts auf. Der ursprünglich die stadtseitige Hoffassade beherrschende Wendelstein (Treppenturm) mit Spitzhelm wurde wegen Baufälligkeit in den 1970-er Jahren abgetragen. Herrührend vom Umbau zur Schule in den 1890er Jahren, überformt die westliche Gebäudefront mit Mittelrisalit in gründerzeitlicher Manier als repräsentative Neurenaissancefassade mit Segment- und Dreiecksgiebeln über den Fesntern das bauwerk. Straßenseitig, an den Renaissancebau anschließend, befindet sich ein kleiner zweigeschossiger Erweiterungsbau mit Satteldach und einfacher klassizistischer Fassadengliederung (errichtet wohl 18., frühes 19. Jh.).

 

Die Ausgrabungen am Akener Burgtor 2012

An der Stelle der jetzigen Sekundarschule stand im 14. Jh. die Burg Aken, die 1485 einem Brand zum Opfer fiel. Im Vorfeld der Erweiterung der Sekundarschule fand 2012 eine einmonatige Ausgrabung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt statt.  Auf dem Gelände von 470 m² konnten drei Brandphasen archäologisch dokumentiert werden, die den drei historisch überlieferten Akener Brandkatastrophen entsprechen. Im Südwesten konnten die Reste eines Holzgebäudes mit Backsteinofen erfasst werden, das dem Brand von 1121 zum Opfer fiel. Die Zerstörungswucht des großen Stadtbrands von 1485 manifestiert sich im archäologischen Befund dadurch, dass unter der Brandschicht kaum identifizierbare Einzelbefunde dokumentiert werden konnten. Die Ausgrabungen zeigten aber auch, dass nach dem großen Brand ein sofortiger Wiederaufbau erfolgte, wobei die Neubauten nach Aussage der ergrabenen Relikte als Steinbauten ausgeführt, darunter ein Steinhaus und ein Abwasserkanal mit Gewölbeabdeckung.  Dennoch folgte bereits 1532 die nächste Brandkatastrophe. Aus der nachfolgenden Wiederaufbauphase waren zahlreiche Baustrukturen nachweisbar, z.B. ein sehr gut erhaltenes Straßenpflaster aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, das aus teils unbearbeiteten und teils plattig zugehauenen Steinen und Backsteinen bestand. Neben weiteren Mauerfundamenten waren auch zahlreiche Erdbefunde wie Das umfangreiche Fundmaterial bestand aus großen Mengen an Keramik. Neben regionalen Erzeugnissen trat auch umfangreiches Importkeramikmaterial auf, darunter Siegburger, Bad Schmiedeberger und Waldenburger Steinzeug. Dies lässt auf entsprechende Handelskontakte der Akener Bürgerschaft in Spätmittelalter und früher Neuzeit schließen. Darüber hinaus wurde eine Reihe von Geräten und Werkzeugen geborgen, die auf den - trotz Stadtrecht - ländlich geprägten Alltag der Bewohner schließen lassen (spätmittelalterliche Mistgabel, Nägel, Messer und Rasiermesser, Riegel, eine Axt und eine Speerspitze mit Widerhaken).  Die Ausgrabungen am Akener Burgtor ermöglichten einen unmittelbaren und unverfälschten Einblick in das städtische Leben der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt Aken. Ihre Bewohner lebten nach Ausweis der freigelegten Relikte mit der stetigen Gefahr verheerender Feuersbrünste, folgten aber dennoch ihrem in Teilen ländlichen Alltag und ließen letztlich auf jede Katastrophe einen grundlegenden Neuanfang folgen.

© Sebastian Schwab E-Mail

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