Wissenswertes zur mittelalterlichen Stadtgeschichte

Die Elbe war bereits in der Antike ein bedeutender Transitweg zwischen dem Donauraum und dem Norden des heutigen Deutschlands. Römische Legionen durchwanderten mehrfach die Region der mittleren Elbe und überquerten diesen Fluss nachweislich. Bekannt ist beispielsweise, dass der Feldherr Drusus im Jahr 9 vor Christus mit seinen Truppen das Gebiet der Cherusker durchschritt und dabei vermutlich auch bis nach Magdeburg vordrang. Die römische Herrschaft konnte sich hier jedoch nicht dauerhaft etablieren. Allerdings bauten die zwischen Harz und mittlerer Elbe siedelnden Kulturen seit dem 3. Jahrhundert enge Kontakte zum römischen Reich auf. Im Rahmen der s. g. Völkerwanderung stießen von Osten her slawische Stämme im Verlauf des 6. Jahrhunderts in das Gebiet der Elbe hervor. Ihre Siedlungen lagen zumeist in Niederungen mit Zugang zu Gewässern. Diese nutzten sie zum Schutz ihrer Siedlungen, für den Fischfang und als Transportsowie Kommunukationswege. An der Elbe bei Aken errichteten die Slawen westlich der heutigen Stadt eine Burg, die den Namen „Gloworp“ trug und auf einem erhöhten Platz im Niederungsgebiet
lag. Wann die Burg fertig gestellt wurde, ist unbekannt. Sicher ist sie aber älter, als ihre Ersterwähnung
im Jahr 1194 vermuten lässt. Von der Burg aus überwachten die slawischen Herrscher die
Elbe und die hiesige Furt, die für Transporte wichtig war. Im Schutz von Gloworp entwickelte sich eine Siedlung, die im Nachhinein als „antiqua civitas“ (Alte Stadt) bezeichnet wurde, um sie von der später neu angelegten Stadt Aken zu unterscheiden. Zwischen den Slawen und den weiter westlich der Elbe siedelnden Gruppen, zu denen v. a. Sachsen gehörten, kam es nicht zwangsläufig zu Konflikten, sondern auch zu Handelskontakten. Spätestens seit dem 9. Jahrhundert gerieten die im Gebiet der Elbe lebenden Slawen jedoch verstärkt unter den Druck nach Osten gerichteter Expansionen der sächsischen Herrscher, die inzwischen Christen geworden waren.

In der Wahrnehmung damaliger Zeitgenossen ereigneten sich im Jahr 1115 geradezu aufrührerische Ereignisse. Die Sachsen waren in Konflikt mit Kaiser Heinrich V. (reg. 1106–1125) geraten, der seinen Einfluss in diesem Teil des Reiches stärken wollte. Hier stieß er in Gestalt des Herzogs Lothar von Süpplingenburg (reg. 1106–1137) auf einen hartnäckigen Gegenspieler. An dessen Seite stellte sich der im Harzraum um
Ballenstedt begüterte Graf Otto der Reiche (reg. um 1083–1123) aus dem Geschlecht der Askanier. Als es zu einem Kampf zwischen den Parteien kam, stieß Graf Otto mit seinen Gefolgsmännern bei Köthen auf einfallende Slawen, die er kurzerhand angreifen und in die Gegend um Aken zurückdrängen ließ.
Sein daran anschließender Vorstoß führte hier über die Elbe nach Zerbst, Möckern und Görzke.

Graf Otto erschloss durch diesen Feldzug für seine Dynastie beiderseits der Elbe neues Herrschaftsgebiet, welches sein Sohn Albrecht der Bär (reg. 1123–1170) festigen und erweitern konnte. Die Burg Gloworp bei Aken nutzen die Askanier nun zur Sicherung dieses Besitzes und des wichtigen Elbübergangs.
Im Jahr 1212 fiel die Burg in die Hand eines Enkels Albrechts des Bären, der ebenfalls Albrecht (reg. 1212–1261) hieß und dem Wittenberger Familienzweig angehörte. Vermutlich ließ dieser Fürst in Anknüpfung an die ältere slawische Siedlung die Stadt Aken gründen und in systematischer Weise ausbauen.
Erst unter den Söhnen Albrechts wird in Aken 1265 ein Kaufhaus genannt, das zugleich als Rathaus diente.

Ein Jahr später findet der Markplatz Erwähnung. Zudem sind für das Jahr 1266 Schultheiß und Schöffen nachgewiesen. 1271 fällt in Bezug auf Aken erstmals der Begriff Stadt (civitas). Das Vorhandensein
von Ratsherren ist schließlich 1288 erstmals belegt, obwohl sie bereits zuvor existiert haben dürften. Damit etablierte sich im Verlauf des 13. Jahrhunderts in Aken ein typisches bürgerliches Gemeinwesen, dass sich nach an den Gewohnheiten des Magdeburger Rechts orientierte.

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https://www.aken.de/de/artikeldetailseite/heimatmuseum.html

Erfahren Sie mehr über Akens Bedeutung im Hinblich auf die mittelalterliche Rechtssprechung und das  Magdeburger Recht:

https://magdeburg-law.com/de/magdeburger-recht/historische-staedte/aken/#content

Zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert förderten die sächsischen Herzöge die Prosperität der Stadt Aken. Ein probates Mittel dazu war der Stapelzwang, der vorbeiziehende Händler nötigte, ihre Waren in Aken niederzulegen und den hiesigen Einwohnern zum Verkauf anzubieten. Diese Bestimmung galt sowohl
für den Land- wie auch den Wasserweg. Wann Aken dieses Recht erhielt, ist unklar. Vergleiche mit anderen Städten legen aber nahe, dass dies bereits im 13. Jahrhundert geschehen sein könnte. Während dieser Zeit besaß die Elbe eine wichtige Rolle als hansische Verkehrsader. Auf ihr wurde insbesondere Getreide in Richtung Hamburg transportiert. Zudem verschiffte man verschiedene v.a. aus Böhmen stammende Waren wie Sand, Steine und Holz, die über Aken weiter nach Magdeburg gebracht wurden.

In Aken selbst entwickelte sich ein reges Marktleben, an dem verschiedene Gewerke beteiligt waren. Fleischer besaßen Verkaufsbuden, die s. g. Scharren, die direkt bei der Marienkirche standen. Hinzu kamen Schuster, die eine 1268 erstmals belegt Schuhhalle besaßen. Tuchmacher und Schneider präsentierten ihre Waren vermutlich im Rathaus, wo sich eigens dafür eingerichtete Verkaufsräume befunden haben dürften. Das in Aken hergestellte Tuch erfreute sich auch über die Stadtgrenzen hinaus der Verbreitung. So ist aufgrund eines Statuts von 1321 bekannt, dass Zerbster Schneider in Aken gefertigtes Tuch weiterverarbeiten.

Um in Aken handeln zu dürfen, musste ein Zoll entrichtete werden, der hier schon 1230 nachgewiesen ist. Er wurde im Auftrag der Herzöge von Sachsen erhoben und bescherte diesen bedeutende Einnahmen. Aken fügte sich damit in das europäische Verkehrswegenetz ein, wie die berühmte in Nürnberg gefertigte
Straßenkarte des Erhard Etzlaub (um 1460–1532) aus dem Jahr 1501 verdeutlicht. Viele Fernhändler dürften den  Ort gekannt haben, da sie ihn Dank der hier vorhandenen Fähre zur Umgehung anderer Zollstätten wie etwa Magdeburg oder Wittenberg nutzen konnten.

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© Sebastian Schwab E-Mail